
Judith Schoßböck, 2020
Foto: Matthias Mollner
Judy in the Sky forever
August 2025
Ein wenig mehr als drei Monate ist es her, dass wir gemeinsam mit dem zweitägigen Event „Judy in the Sky“ das Leben und Vermächtnis der im Dezember 2024 verstorbenen Künstlerin und ME/CFS-Aktivistin Judith Schoßböck gefeiert haben. Es ist Zeit, einige Impressionen der Veranstaltung mit euch zu teilen und einen Ausblick auf die nächsten Gelegenheiten geben, Judiths Andenken lebendig zu halten.

Judy in the Sky am 2. und 3. Mai 2025
Die Räumlichkeiten des Aux Gazelles in Wien wurden am 2. und 3. Mai zum Veranstaltungsort für „Judy in the Sky“ – ein Event, das Ausstellung, Fundraiser, Party und Gedenkfeier zu einem Gesamtkonzept verband, in dessen Zentrum das Gedenken an Judith Schoßböck stand. Die Künstlerin, Wissenschafterin und ME/CFS-Aktivistin schied im Dezember 2024 im 44. Lebensjahr selbstbestimmt durch Sterbehilfe aus dem Leben. Sie hatte mehrere Jahre mit der chronischen Krankheit ME/CFS und schweren Begleiterkrankungen gelebt, die letzten 3,5 Jahre war es ihr nicht mehr möglich, ihr Bett zu verlassen.
Mit einem Memorial, der Kunstschau „Art for ME“ sowie „MEtamorphosis“, einer Party im Stil von Burning Man, wurde von und für Freund*innen, von ME/CFS Betroffene und alle Interessierten ein Raum für Trauer, Kunst und das Feiern des Lebens geschaffen.
Es gibt noch Plakate von der Veranstaltung, falls jemand ein oder zwei Stück als Erinnerung haben möchte, meldet euch unter ladychandos@posteo.de.
Judith selbst hat sich diese Feier gewünscht. Viele Ideen, die zur Umsetzung kamen, stammten direkt von ihr.


Foto 1: Matthias Mollner
Foto 2: Joanna Pianka
Spendenerlös
Insgesamt wurden knapp € 3500,- an Spenden gesammelt. Diese kommen der Österreichischen Gesellschaft für ME/CFS, einer Selbsthilfeorganisation von Betroffenen, und der WE&ME Foundation, die sich für die Erforschung von ME/CFS einsetzt, zugute.
Am Veranstaltungswochenende besuchten etwa 250 Menschen das Event vor Ort im Aux Gazelles, zusätzlich nahmen mehrere Dutzend online teil. An die 50 Freiwillige waren an der Planung und Umsetzung der Veranstaltung, die vom Black Ferk Studio in Kooperation mit dem Austrian Burners – Kunst- und Kulturverein organisiert wurde, beteiligt.
Danke an alle, die mitgeholfen haben, die Kunst, Beiträge und ihre Zeit zur Verfügung gestellt haben, um dieses Event Wirklichkeit werden zu lassen.
Inklusion
Das Inklusionskonzept der Veranstaltung ermöglichte es auch Menschen, die sonst nicht dabei sein hätten können, eine Teilnahme an der Veranstaltung. Hier noch einmal die Hauptpunkte, in der Hoffnung, dass sie auch bei anderen Feiern und Events aufgenommen werden. Alle Möglichkeiten wurden von verschiedenen Menschen genutzt.
Sehr entgegengekommen sind uns dabei auch die barrierefrei zugänglichen Räumlichkeiten des Aux Gazelles.
Onlineteilnahme: Die Redebeiträge des Memorials wurden live übertragen. Zusätzlich gab es die Möglichkeit, sich via Zoom mit Redebeiträgen zu Wort zu melden.
Einsenden von Botschaften, Briefen und Kunstwerken: Sowohl beim Memorial als auch für die Ausstellung war es möglich, Beiträge zu senden, die gezeigt oder verlesen wurden.
Geschützter Zeitraum am Samstag Nachmittag, bei dem die Ausstellung nur mit Maske besucht werden konnte.
Interaktive Online-Führung durch die Ausstellung.
Ruheraum im Gebäude, wo sich Besucher*innen zwischendurch ausruhen konnten.
Transportdienst für den Besuch der Veranstaltung mit individueller Abholung und Fahrt zurück nach Hause.


Fotos: Matthias Mollner
Memorial
Die gemeinsame Erinnerung stand am Abend des 2. Mai im Mittelpunkt. Bei einem Festmahl gab es Gelegenheit zum Austausch. Danach gab es ein Programm mit Redebeiträgen von Freund*innen, Geliebten, Weggefährt*innen sowie spontane Wortmeldungen von Anwesenden und per Zoom zugeschalteten Teilnehmer*innen weltweit, sowie vorgelesenen Botschaften von Menschen, die selbst nicht dabei sein konnten.
Symbolisch für die vielen schönen Erinnerungen, die an diesem Abend geteilt wurden, findet ihr hier ein Video mit einem Song von Johanna Mittermaier zu Judiths Ehren:
Art for ME
Am 3. Mai tagsüber war die Ausstellung „Art for ME“ für die Öffentlichkeit zugänglich. Zentrales Ausstellungsstück des Events, das Judith noch zu Lebzeiten konzipierte, war eine Bettinstallation – passend zu ihren letzten Lebensjahren. Zusammen mit einer „Clown-up-Station“ wurde diese zum interaktiven Erlebnis: Gekleidet in ein Clown-Kostüm, stumm im Bett liegend und umgeben von Judiths Kuscheltieren, betrachteten Besucher*innen den Ausstellungsraum und das Geschehen darin aus einer Perspektive, die für allzu viele von der Krankheit Betroffene bittere Normalität ist.
Von ME/CFS betroffene und nicht betroffene Künstler*innen und Kreative steuerten Videos, Bilder, Objekte und partizipative Installationen bei und machten so die Krankheit und Judiths zwei sehr unterschiedliche Lebensabschnitte (vor und nach der Erkrankung) für die Öffentlichkeit greifbar. Zu sehen waren Arbeiten und Beiträge von Judith Schoßböck und Matthias Mollner (Black Ferk Studio), Hazel Hughes, Judith de Gavarelli, clumsycolours, Andrea Vanek, Jana Winter, Ernst Miesgang, Nea Insomnia, Tracy Chen, Noa Ruscheweyh-Sternberg, Michaela Joch, Birte Viermann, The Missing Neighbor, Nikolina Žunec, Mothmeister, Justin und Annie Stegg Gerard, Katrina Perano, Sally McHugh, Mab Graves und weiteren.
Impressionen von der Ausstellung:
Auch das Video „20 minutes in bed“, das für die Ausstellung „Crash“ entstand, die Judith noch selber mit gestalten konnte, wurde gezeigt:
Metamorphosis
Am 3. Mai abends fand eine Party im Stil von Burning Man im Aux Gazelles statt, bei der im Rahmen einer Fashion Show auch die schönsten Party-Outfits von Judith für den guten Zweck versteigert wurden. Die Live Acts „JoCoAlBe“ und „Herrin der Stürme“ sowie DJs auf zwei Dancefloors sorgten für musikalische Unterhaltung.
Schönburn, 6. bis 10.8.2025
Im Rahmen des regionalen Burning Man Events „Schönburn 2025“ wurde die „Bed based clown experience“ – das Bett, das Bett, das schon bei „Judy in the Sky“ eine zentrale Rolle spielte – als wandernde Kunstinstallation reaktiviert.
Ein Workshop zum Tätowieren von Stoff-Ferkeln mit Nadel und Faden fand darin statt.
Bei einem Live-Konzert von Eulalia sowie bei dem Auftritt des „Judy-Kults“ bei der „No-Talent Show“ wurde das Bett als Bühne genutzt.
Im Rahmen des Community Events wurde auch ein Erinnerungs-Tempel für Judith errichtet, der am Samstagabend verbrannt wurde. Der „Temple Burn“ war auch vom Bett aus zu beobachten.
Ebenfalls Teil des „Temple Burn“ war die Verbrennung des ersten Teils der Briefe an Judith, die am Schönburn in der „Burning Ferk“-Urne gesammelt wurden.


Fotos: Eulalia
Ausblick
Beim Symposium Lindabrunn am 20. und 21.09. 2025 wird heuer das 20-jährige Jubiläum der Kunstaktion „Buried Alive“ von Monochrom gefeiert: https://symposion-lindabrunn.at/event/symposion-20-jahre-buried-alive/
Im Rahmen der Feierlichkeiten wird es eine rituelle Verbrennung aller weiteren Botschaften an Judith im „Burning Ferk“ geben – inklusive der, die bei „Judy in the Sky“ geschrieben oder vorab zugesandt wurden.
Spendenaufruf
Bitte spendet weiterhin für Organisationen, die Forschung zu ME/CFS fördern und Betroffene unterstützen. Jeder Beitrag hilft, die Lage von Erkrankten ein wenig zu verbessern und Forschung zu ermöglichen.
https://www.weandmecfs.org/de/
Matthias Mollner arbeitet aktuell an einem Buchprojekt, in dem er von ME/CFS und komplexen chronischen Erkrankungen betroffene Menschen in Interviews und Porträtfotografien vorstellt. Auch Judith wird in diesem Buchprojekt porträtiert. Die Recherche ist bereits abgeschlossen, den Fundraiser für Produktion und Druck des Buches findet ihr hier:
https://www.gofundme.com/f/fighters-in-the-crash-zone-a-book-about-living-with-me-cfs
Judith wünschte sich sehr, dass die Forschung an dieser Krankheit vorangetrieben wird, damit es irgendwann Hoffnung für Erkrankte gibt. Das Organisationsteam von Judy in the Sky – und die Anhänger*innen des Judith Kults – werden daher sicher weitere Aktivitäten planen und euch auf dem Laufenden halten.
Wenn ihr selbst Ideen für Fundraising und Veranstaltungen habt, bei denen Judiths Andenken und ihre Kunst eine Rolle spielt — meldet euch gern bei uns.